Das Tarian: Ein sprechendes Fragment alter Götter und versteckter Geschichten
Die Kunst des 16. Jahrhunderts in Indonesien war eine faszinierende Mischung aus Einflüssen, Traditionen und innovativen Ausdrucksformen. In dieser Zeit blühte die Kunst des Königreichs Majapahit auf Java, das durch seine imposanten Tempelbauten, detailreichen Reliefskulpturen und farbenprächtigen Batik-Textilien bekannt war. Während viele Künstlernamen der Vergangenheit verloren gegangen sind, bietet uns die Geschichte den Namen eines Künstlers: Umar Said. Sein Meisterwerk “Das Tarian”, eine Holztafel mit einer kunstvollen Darstellung von Tanzfiguren, ist ein seltenes Beispiel für die raffinierte
Handwerkskunst und die tiefen symbolischen Bedeutungen, die in indonesische Kunst eingeflochten wurden.
“Das Tarian” – der Name selbst entspringt dem indonesischen Wort für “Tanz” und deutet bereits auf das zentrale Motiv des Werks hin. Die Tafel zeigt eine Gruppe von Tänzern in verschiedenen Posen, deren Bewegungen durch geschwungene Linien und lebendige Gesten eingefangen werden. Die Figuren tragen traditionelle Gewänder, die mit kunstvollen Mustern verziert sind und die kulturelle Vielfalt Indonesiens widerspiegeln.
Figur | Beschreibung | Bedeutung |
---|---|---|
Zentrale Tänzerin | Steht in einer eleganten Pose, beide Hände erhoben | Repräsentiert die Göttin Sri, die für Fruchtbarkeit und Reichtum steht |
Männliche Tänzer links | Hüft wie ein Krieger, Schwert in der Hand | Symbolisiert den Schutz der Götter und des Königreichs |
Zwei Tänzerinnen rechts | Mit Blumenkränzen geschmückt, sanfte Bewegungen | Verkörpern die Schönheit und Grazie der Natur |
Die detaillierte Darstellung jedes einzelnen Tanzende, mit seinen einzigartigen Gesichtszügen, Haarfrisuren und Kostümen, zeugt von Umas Said’s scharfem Auge für Details und seiner Fähigkeit, menschliche Emotionen einzufangen. Doch “Das Tarian” ist mehr als nur eine ästhetische Meisterleistung. Es enthält auch versteckte Botschaften und symbolische Darstellungen, die auf die komplexen religiösen und gesellschaftlichen Vorstellungen der damaligen Zeit hindeuten.
Die zentrale Tänzerin, in einer Pose, die an die ikonischen Figuren der hinduistischen Gottheiten erinnert, könnte Sri, die Göttin des Reichtums und der Fruchtbarkeit, darstellen. Ihre erhobenen Hände deuten auf eine Gebetsgeste hin oder symbolisieren möglicherweise den Segen, den sie dem Volk zukommen lässt. Die männlichen Tänzer, mit Schwert bewaffnet, stehen für den Schutz des Königreichs und repräsentieren vielleicht Krieger oder königliche Wächter. Die beiden Tänzerinnen rechts, geschmückt mit Blumenkränzen, verkörpern die Schönheit der Natur und könnten als Symbole für Fruchtbarkeit und Lebenskraft interpretiert werden.
Die Verwendung von geometrischen Mustern und Ornamenten im Hintergrund des Werks weist auf die Bedeutung der Ordnung und Harmonie in der indonesischen Kultur hin. Die repetitiven Formen und Linien könnten die zyklische Natur des Lebens, den ständigen Fluss von Werden und Vergehen oder auch die Verbindung zwischen Mensch und Natur repräsentieren.
Die Farbwelt von “Das Tarian” ist ebenso signifikant wie die Komposition der Figuren. Um Said hat wahrscheinlich eine Palette aus natürlichen Pigmenten verwendet – aus Erde, Pflanzen und Mineralien gewonnen – um die Farben seiner Tänzer zu erzeugen. Die warmen Töne von Rot, Orange und Gelb könnten für die Energie und Lebensfreude stehen, während die kühleren Blau- und Grüntöne vielleicht die Ruhe und Besinnung symbolisieren.
“Das Tarian” ist mehr als nur ein Bild; es ist ein Fenster in eine vergangene Welt, ein Spiegelbild der kulturellen und religiösen Überzeugungen eines Volkes. Es erinnert uns daran, dass Kunst nicht nur schön sein kann, sondern auch tiefgründig, mystisch und voller symbolischer Bedeutungen.
Die Tafel fordert den Betrachter auf, sich mit dem Werk auseinanderzusetzen, die Geschichten hinter den Figuren zu entschlüsseln und die Botschaften der Vergangenheit zu verstehen. “Das Tarian” ist ein Meisterwerk indonesischer Kunst, das uns noch heute fasziniert und zum Nachdenken anregt.